
Pianist Wolfgang Glemser spielte Balladen des Komponisten auf dem neuen Flügel der Kreismusikschule/ Vortragsraum bis auf den letzten Platz gefüllt
Ein „After-Work-Konzert“ der besonderen Art erlebten Musikfreunde am 21. November in Herzberg. Dort begrüßte der Leiter der Kreismusikschule „Gebrüder Graun“, Thomas Prager, den renommierten Klaviervirtuosen Prof. Wolfgang Glemser. Letzterer ist zugleich Dekan und Professor für Klavier der Fakultät Musik an der BTU Cottbus-Senftenberg. Als Pianist war er schon in vielen Ländern Europas, in Südafrika, China und in Mittelamerika zu Gast. Im Zentrum seines weit gespannten Repertoires stehen Komponisten wie Beethoven, Chopin, Haydn, Liszt, Scarlatti und die großen Russen.
Im Vortragsraum der Musikschule bot er ein anderthalbstündiges Gesprächskonzert zu den Balladen des Komponisten und Pianisten Frederic Chopin (1810-1849). Anders als bei einem reinen Konzert zeigte er dem Publikum an diesem Abend auf leicht verständliche Weise genauer die Konstruktionen der Werke, erläuterte den Hintergrund zum Komponisten und seinen Kompositionen.
Für die gut 60 Besucher des intimen Konzertes im Vortragsraum der Kreismusikschule machte das den besonderen Reiz aus. Die musikalische Reflexion über die Balladen von Chopin war nicht nur inhaltlich interessant, sondern verlief kurzweilig und entspannend, gerade richtig zum Feierabend.
Es ist eine Binsenweisheit, dass Musik oder die Interpretation von Musik eine Form der Kommunikation ist. Liedtexte oder auch einige Titel instrumentaler Stücke belegen dies. „Chopin war dezidiert aber kein Programmmusiker und hat sich von der verbalen Deutung seiner Werke distanziert“, sagte Prof. Glemser. Meistens wird in dem Programm ausgeführt, was der Komponist erlebt, gesehen oder gefühlt hat. Das live am Piano vorgetragene Gesprächskonzert sollte veranschaulichen, wie große Musik erzählt. Wurde der Begriff der „Ballade“ früher nur in der Literatur und der Vokalmusik verwendet, so führte ihn Chopin 1836 im Bereich der Klaviermusik neu ein. Tatsächlich zeigen alle vier Balladen Chopins den Charakter einer dramatischen Erzählung: Der musikalische Faden spinnt sich vom Anfang zum Ende in wachsender Spannung und steigert sich am Schluss zu einem gewaltigen Höhepunkt.
Brillant und mitreißend spielte der Pianist alle vier Werke auf dem neuen Flügel der Kreismusikschule und erntete vom Publikum dafür viel Applaus. Während der Klavierkünstler im Anschluss rasch zum Bahnhof für den Zug gen Heimat musste, gingen die Gespräche beim Publikum auf dem Flur weiter. Es war sich zumindest in dem Punkt einig: ein gelungenes Konzert mit Nachklang zum Ende des Geburtstagsjahres 60 Jahre Kreismusikschule.
Fotos: Pressestelle Kreisverwaltung Torsten Hoffgaard
pm/red